17. Juni 2018

Wirre Wege

Vor einem Küchenfenster hatte ich ein zweiteiliges Fliegengitter. Zwei Teile welche in der Mitte überlappen und durch ein kleines Röhrchen im unteren Bereich einen Durchschlupf für Insekten hinaus haben.
Denn wenn nervige Fliegen im Fensterbereich herum schwirren, öffne ich kurz das Fenster, lotse die Fliegen vor das Gitter und schließe sofort wieder das Fenster. Die Fliegen sind so gefangen zwischen Fensterscheibe und dem Fliegengitter. Nun beobachte ich die Wege und das Verhalten der Fliegen. Einige finden sehr schnell den Ausgang ins Freie, andere rennen ewig hin und her, bis sie Lücke finden, wieder andere sind saublöd und brauchen Stunden bis sie hinaus finden.
Mir kommt das sinnbildlich wie so manche Lebenswege vor, in denen die Menschen in ihrem Hamsterrad rennen und den Ausgang nicht finden. Sie gehen immer die gleichen Wege, rennen im Kreis und übersehen die leichteren Alternativen der Veränderung von festgefahrenen Situationen.
Wenn die Fliegen da laufen sehe, denke ich manchmal laut, was das doch für ein blödes Individuum ist, das immer wieder über die falsche Stelle rennt oder hektisch darüber flattert. Kaum haben sie den Ausgang entdeckt, drehen sie auf halber Strecke wieder um und deren Hamsterrad beginnt von Neuem.
Für mich ist es Kino und Meditation zugleich. Sitze da, trinke einen Tee und schau den Fliegen zu. Derzeit hat es viele Fliegen und das Spiel läuft mehrmals am Tag. Grund für mich zu überlegen, welche Kreise ich täglich ziehe und welche Ausgänge ich schon alle übersehen habe. Gerade wenn man älter wird, ist einem Hamsterrad nicht unbekannt und Sackgassen ebenso.
 

Copyright: Peter Burger

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