20. Mai 2007

Seegeschichten

Schwamm wieder gegen Abend hin im Bodensee. Das Wasser war 17-18 Grad warm, je nach Strömungsfluss. Daher hatte ich ihn fast allein, nur ein paar Boote kreuzten meinen Weg. Drei Mädchen schüttelten sich, als ich ins Wasser stieg. Aber ich fand es herrlich, da ich derartige Temperaturen gewöhnt bin. Weiter draussen sah ich einen schwarzen Käfer im Wasser treiben, er hatte wohl nicht aufgepasst. Vorsichtig hob ich ihn mit einer Hand hoch. Er lebte noch und so setzte ich ihn in mein Haar, das noch fast ganz trocken war.
Seltsamerweise fühlte sich nun das Wasser plötzlich viel wärmer an. So als hätte der gerettete Käfer etwas bewirkt, in oder um mir, in meiner Aura. Jedenfalls empfand ich von diesem Moment an das Wasser buddelwarm und ich schwamm immer weiter hinaus. Nach etwa zwanzig Minuten hatte ich genug und als ich wieder am Ufer war, streifte ich vorsichtig durch mein Haar. Aber er war nicht mehr darin. Vermutlich hat ist ihm von da aus ein Neustart geglückt.
Auf der Heimfahrt kreisten an einer ufernahen Stelle rund hundert Seemöven knapp über der Fahrbahn. In tollen Schwüngen auf eng begrenzten Raum immer in Kreisen. Auf einem Parkplatz hielt ich an und sah nun über mir diese tollkühnen Flieger. Um mich herum stiegen grosse Mengen von Insekten auf und nun verstand ich den Zweck. Im Jagdtrieb übten die Möven die Kunst des Fliegens und es war ihnen die Freude am Spiel dabei anzusehen. Meine Augen erfassten immer nur einzelne Jäger und dann wenn der Schnabel zu ging.
Im Sonnenuntergang über dem See diese Armada von eleganten Jägern und um mich herum Millionen an tanzenden Mücken, so dass ich das Autofenster besser geschlossen hielt.

Copyright: Peter Burger

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