14. April 2004

Blick in den Rückspiegel

Ich war nur kurz auf der Post und fahre wieder ein in die Garage. Eine schöne Musik läuft im Autoradio. Ich bleibe noch eine Weile sitzen und lausche. Mein Blick fällt in den Rückspiegel und sehe eine Nachbarsfrau beim Frühjahrsputz im Garten. Dahinter in der Sackgassenstrasse spielen drei Kinder und fahren auf ihren Dreirädern. Zwei hübsche Mädchen und ein Junge. Ich sehe sie sich bewegen, beobachte deren Rollenspiele im Verhalten. Sehe plötzlich junge Frauen und Mütter, sehe sie rollen auf der Strasse des Lebens, sehe sie mit zwanzig, dreissig, vierzig, .... , sehe sie als Mütter ihrer Kinder, sehe siehe als weisse Frauen und sehe den Greis in ihnen. Alles ist auf einmal da. Dort im Rückspiegel sehe ich das ganze Leben der Kinder vorwärts wie rückwärts, was gerade ist, was wird und ... .

Im Dorf war heute eine Beerdigung, viele schwarz bekleidete kamen aus der Kirche, angeregt redend miteinander. Dem Tod eines Angehörigen, eines Freundes oder Bekannten ganz nah, freuten sie sich miteinander des Lebens. Vielleicht war diese kurze Begegnung der Anlass für meinen tieferen Blick in den Rückspiegel. Zurück was hinter mir ist und Wirklichkeit sich vorwärts bewegt. Weg von mir, weil ich nach hinten blicke, durch ein Spiegel ins Jetzt.

Alles ist gleichzeitig da, die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Es ist nur eine Frage des Blickes wohin mein Auge sehen will. Durch die Windschutzscheibe auf den Weg vor mir, durch den Rückspiegel in das, was sich hinter mir bewegt oder im Auto versunken sitzend, was hier in mir ist. Jetzt ist, mit schöner Musik.
Manchmal fahre ich so in meinem Gefährt, vor mir die Strasse, hinter mir die Strasse, alles schnell gleitend und doch sehe ich nicht die Bewegung. Sitze nur im Gefährt und gleite durch das Land, das Leben und das was da an mir vorbei zieht.

Ich sitze da und blicke durch ein Fenster. Dem Fenster der Welt, die ich erlebe und neu entdecke, die wandert an mir vorbei.
Nur im Rückspiegel sehe ich was war und manchmal was ist, was kommt und vergeht.

Copyright: Peter Burger

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