13. November 2013

Die Kraft der Vergebung

In persönlichen Dialogen erfuhr ich dieses Jahr eine Lebensgeschichte welche mich sehr berührt hat.

Ein ganze jüdische Gemeinde einer Stadt in Transilvanien wurde in das KZ Ausschwitz deportiert. Dabei auch die komplette Familie von Pihas, der als Einziger überlebte. Er kam mit 12 Jahren ins KZ Dachau und wurde als Sechzehnjähriger total ausgemergelt von den Amerikanern befreit. Mit 1,80 m Körpergrösse wog er nur noch 36 kg, also nur noch ein reines Knochengerüst. Er wurde von den Amerikanern in München ein halbes Jahr versorgt und wieder auf seine eigenen Beine gestellt. Dann begann er über das Rote Kreuz seine Angehörigen zu suchen, bis er merkte, das keiner das Grauen überlebt hatte. Ausser ihm hat von seiner Familie keiner überlebt . Seine Brüder, Schwestern, Onkel und Tanten, die Grosseltern und alle anderen waren umgekommen.

Heimatlos machte er sich auf den Weg in Richtung Israel, kam per Schiff dort an und wurde von er englischen Besatzungsmacht zurück gewiesen. Das Schiff mit allen Flüchtlingen musste nach Limasol auf Zypern, wo er dann über ein Jahr in einem Camp warten musste.  Dann gelang ihm die Einreise nach Israel. Seine Geschichte erinnert mich sehr an die verfilmte Geschichte der Exodus. Denn kaum in Israel angekommen begann der Befreiungskrieg und 1948 die Ausrufung des Staat Israel. Er als Kämpfer mitten drin und wurde Teil der Armee, in der er Karriere machte und einer der leitenden Führungskräfte wurde. In der Armee lernte er seine Frau kennen, welche dort eine Offizierin war. Vier Kinder kamen dazu und er tat alles um denen ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Erst als diese voll erwachsen waren hat er ein Familienbuch für diese erstellt und darin seine Lebenserinnerungen niedergeschrieben. Die vier Kinder staunten nur, da er früher nie darüber geredet hatte. Er wollte sie als Kinder nicht damit belasten.

Heute als 85 jähriger hat er alles für sich aufgearbeitet und ist im Frieden mit seiner Vergangenheit und hat den Deutschen voll vergeben. Was für eine Grösse !
Er hat nie ein schlechtes Wort über die Deutschen gesagt und hat der Vergangenheit verziehen.
Als ich darüber nachdachte dieses “exemplarische Leben” in einem Buch umzusetzen, winkte er dankend ab. Er sagte, das es wirklich schon genug Geschichten gibt und dieses Kapitel der Vergangenheit nicht allzusehr in Deutschland überbeansprucht werden sollte. Denn die junge Generation heute soll sich nicht mehr schuldig fühlen für das was ihre Grossväter verursacht haben. Er meint das es genug Aufklärungsbücher und Filme gibt und das es wichtiger ist dies jungen Menschen bei Lesungen oder bei Besuchen in den Schulen zu erzählen, aber ohne den jungen Menschen immer das Gefühl zu geben, das sie für die Vergangenheit bezahlen müssten. Aber sehr wohl zu verstehen geben, das so etwas nie wieder passieren darf, gerade auch in der heutigen Situation, in der es viele Flüchtlinge anderer Nationen in Deutschland gibt, welche hier manchmal nicht gern gesehen oder nicht geduldet werden.

Er ist ein Mann ohne Zorn, mit einem vergebenden Herzen und einer grossen Seele.
Den jungen Israelis vermittelt er in Vorträgen im Holocaustmuseum Yad Yashem seine Erlebnisse und Erfahrungen aus seinem Leben. Diese sind von diesem Zeitzeugen alle tief beeindruckt, da er für den Frieden und die Vergebung einsteht.

Auch mich hat dieses Leben und seine Transformation tief berührt und beeindruckt.

Copyright: Peter Burger

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