18. August 2017

Im Auge des Orkans

Schwamm schon bei grösseren Wellen im Bodensee, aus der Ferne dunkle Wolken voll Regen und Blitze beständig näher treibend. Es blieb heute leider bei einer kurzen Schwimmrunde, aber Vernunft und Sicherheit ging vor. Auf einer Bank sitzend sah ich mit einigen anderen Stammbadegästen die Wetterfront näher kommen. Alle flüchteten nach und nach zu den Parkplätzen. Ich hatte meine Kleidung regensicher in einem blauen Müllsack und trug diesen zu einer überdachten Stelle der DLRG-Station. Von hier aus habe ich schon mehrmals gut geschützt Regenwetter und Wind am See beobachtet. Aber diesmal war es anders, denn da wanderte ein Orkan heran, dessen weiße Regennebelwand bedrohlich  näher flog und der heftige Wind bog die Bäume. Einige große und kleinere Äste brachen ab und fielen unweit von mir zu Boden. Der mächtige Regen peitschte selbst in meine Ecke und lief an mir flutartig herab. Ich war im Auge des Orkans, sah in dessen Macht und fühlte mich schutzlos diesen Naturkräften ausgesetzt. Für einen kurzen Moment bereute ich meinen Mut. Denn diese Gischt peitschte gegen die Wände des Gebäudes und ich spürte den Regen wie Nadeln auf meiner Haut. Eine Wassermassage ganz eigener Art. Als der Sturm etwas nachließ, schlich ich ums Haus, stolperte fast über herabgefallene Äste und suchte Schutz in einer Umkleidekabine am Gebäude. Von hier aus beobachtete ich die Reste des Sturms und lachte schon wieder über mich und meine Verrücktheiten. Langsam zog ich mich an und nutzte eine Regenpause um zu meinem Auto zu kommen. Im Yachthafen sah ich ein zerfetztes Segel im Wind flattern, der nasse Weg war voller kleiner Äste.

Davor und danach hatte ich den aufgewühlten See fotografiert, aber mitten im Auge dieses Orkans dachte ich nicht dieses Inferno aufzunehmen. Da war ich nur noch mit mir und der heftigen Natur um mich konzentriert, nahm die ganze Wucht wahr. Die hilflose Verletzlichkeit wurde mir bewußt, von anderen Wesen, die solchen Kräften schutzlos ausgeliefert sind. Es war ein kleines Abenteuer, in dem ich mich spürte, als Menschlein im Ganzen.

Copyright: Peter Burger

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P. H. Burger Verlag

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