12. September 2017

Goldgräberstimmung

In drei Tagen ist Sperrgut- und Altholzabfuhr. Ich wohne in einer Straße ohne Durchgangsverkehr, an deren Ende eine Wendeplatte ist. Die Bewohner stellen ihre überflüssigen Mobilarreste hinaus und zahlreiche Kombis mit ungarischen Kennzeichen fahren im Halbstundenrhytmus durch die Straße und retour. Alle in der Hoffnung noch ein Schnäppchen dabei zu entdecken. Ein ungewöhnlicher Verkehr in unserer Straße, teilweise nervend diese Kolonnen der Osteuropäer. Ob sich das wirklich für diese lohnt? Verfahren viel Sprit und kreisen den ganzen Tag durchs Dorf durch alle Straßen.
Es kommt mir wie Goldgräberstimmung vor, in der jeder sein goldenes Nugget unter dem Müll zu entdecken hofft. Ich hatte einen alten instabilen Holzhocker hinaus gestellt. Er wurde mitgenommen. Für Euro 15 im Mitnahmemöbelmarkt gekauft, nun brüchig und verfärbt, wird er nun wohl neu verklebt eine Küche oder Bar in Ungarn zieren. Bis der dort ist, wird er wohl nur noch den verfahrenen Sprit ersetzen.
Ein großer Gewinn wird da kaum zu machen sein. Doch es lohnt sich irgendwie doch, sonst würden diese vielen “Goldgräber” nicht mit den Sperrgutterminen in Deutschland leben und so ihren Lebensunterhalt verdienen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt und so durchsuchen diese unsere Lebensreste, so wie andere Sand sieben nach Goldstaub oder Achaten in den Wüsten Australiens. Haben sie damit einmal angefangen, können diese meist nicht mehr damit aufhören. Es wird zur Sucht und dieser Lebensstil eines Glücksritters treibt sie weiter quer durchs Land.

Copyright: Peter Burger

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P. H. Burger Verlag

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