9. August 2005

Nicht jeder Tag ist ein Fischtag

Diesen Satz fand ich im Internet und er regte mich zum Nachdenken an.

Zur Zeit betreue ich einen Familiencircus, der in meiner Gegend unterwegs ist. Sie suchen sich Plätze wo sie ihr Zelt aufbauen können, hängen Plakate auf und warten wieviele Besucher in “ihrem Netz” landen. Die Besucher sind ihre Fische, deren Geld ihr Fischtag und der Ertrag wechselt jeden Tag.

Als ich einst meine Künstlertage durchführte, fischte ich zuerst nach den passenden Ausstellern und dann nach genug Besuchern. Mal mehr, mal weniger. So fischt jeder jeden Tag. Die Einen im Trüben und andere im Klaren. Wir finden das, was wir erspüren und wohin es uns im Leben treibt.
Würden wir dieses “einfache Leben” immer zulassen, dann würden wir alle zu Fischern aus dem Moment. Doch was treiben wir oft ? Wir legen die Netze in Bereichen unserer Wünsche und Träume aus und wundern uns, dass kaum ein Fisch hängen bleibt. Woran liegt das? Ist es die Täuschung zwischen Wünschen und unserer Realität oder unsere Fehleinschätzung der gewünschten Fanggründe?
Da stellt sich die Frage, was wirklich zu jedem einzelnen Leben zählt, ob uns alle Fanggründe offen sind oder nur die, die sich uns immer wieder leicht erschliessen. Eben das Naheliegende, das sich gerade anbietet. Klar, sich zeigen und etwas ausprobieren gehört auch dazu. Wenn sich aber nach mehreren Versuchen kein Ergebnis einstellt, man seine Fanggründe nicht findet, soll man dann weitersuchen, weiter auf dem weiten Meer herumschippern? Wann findet man seinen Horizont, seinen grossen Fischschwarm, wo man gemächlich arbeiten und leben kann.So ein Fischer bin ich mein ganzes Leben und es gab Zeiten, da war ich fast immer erfolgreich. Dann kamen magere Jahre, als wären meine Meere fast leer gefischt. Dann wieder etwas mehr, dann wieder weniger.
Gerade habe ich wieder alte Fanggründe aufgesucht und sieheda ein mittelgrosser Schwarm ist mir begegnet. Eine Spur, der es zu folgen lohnt. Aber daneben liegen Träume und so versuchte ich eine neue Spur, doch bisher sind nur wenige Fische mir begegnet. So bin ich Spurenleser und Spurenfinder, immer auf der Lauer nach dem grossen Schwarm, der mich satt werden lässt auf lange Zeit, der meine Fässer füllt und so mich wieder voll in den Fluss meines Lebens führt.

 

Copyright: Peter Burger

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