Abenteuerliche Erinnerungen 1971 Dieser Tage besuchte ich den Circus Probst in St. Georgen im Schwarzwald und stand wiedereinmal auf dem Festplatz Rossberg, auf dem ich früher auch schon mit anderen Circus gastierte. So auch 1971 mit dem Circus Barum-Safari
und der Besuch bei Probst löste alte Erinnerungen in mir aus. Früher reisten wir noch per Bahn und die Circuswagen waren grossteils hartgummibereift und ungebremst. Von Traktoren und anderen Zugmaschinen wurden diese vom Bahnhof zum Circusplatz und zurück transportiert. Der Festplatz Rossberg liegt mit am höchstgelegenen Punkt von St. Georgen und der Bahnhof ganz weit unten. Die Hinabfahrt der Wägen war immer abenteuerlich und eine Meisterleitung der Chauffeure. Das waren damals noch
keine Osteuropäer, sondern hauptsächlich Deutsche. Erfahrene “Haudegen”, die Dinge bewegten, welche heute fast nicht mehr möglich waren. Damals sass ich auf dem Beifahrersitz von einem Traktor, der den Berg hinabrollte und jeder Bremsweg genau kalkuliert sein musste. Ich kuppelte aushilfsweise an und ab. Wir machten alles, was gerade nötig war. Unvergessen bleibt mir auch das Gastspiel in
Schramberg. Der Platz hoch oben im Vorort Sulgen, nur über eine Serpentinenstrecke zu erreichen. Für die eigenen Traktoren ein mühsamer Weg, daher wurden noch stärkere Maschinen regional dazu gemietet. Zu aller Schwierigkeit wurde der Sonderzug in drei Teile getrennt transportiert und diese kamen in der verkehrten Reihenfolge in Schramberg an. Dort nur eine einzige Kopframpe. Gerd Siemoneit entschied nur das Allernotwendigste nach Sulgen zu transportieren, der Rest blieb auf den Loren der
Bahn stehen. So auch alle unsere Wohnwagen. Das Chapiteau stand schon in Sulgen, die erste Vorstellung hatte schon begonnen, als erst die Raubtierwägen am Platz eintrafen. Die Pferde und Elefanten waren zu Fuss unterwegs und dies bei brütender Hitze. Die Elefanten waren solche steilen Berge und langen Wege nicht gewohnt und begannen in der Hitze zu schwanken. Franz Brumbach musste mit seinen Tieren viele Pausen einlegen und so waren die Elefanten erst zum Programmende am Circusplatz. Die
Reihenfolge des Programms an diesem Nachmittag war total verändert. Am Abend nach der zweiten Vorstellung wurden alle Mitarbeiter zu ihren Wägen in die Stadt hinabgefahren und wir kletterten auf die Loren und schliefen erschöpft einen tiefen Schlaf. Hätte es in dieser Nacht in Sulgen einen Sturm gegeben, hätten nur die Artisten sich um die Zelte kümmern können. Am nächsten Tag noch eine Nachmittagsvorstellung und dann rollten die Wägen wieder die Serpentinen hinab zum Bahnhof und wurden
dort wieder verladen. Zum Glück kamen alle heil an. Das war Abenteuer pur, wie man das fast nur mit Circus erleben kann. Am nächsten Tag bauten wir in Freudenstadt erneut auf, ein Dreitagesgastspiel und danach war ein Reisetag nach Landau in der Pfalz. Diesen freien Tag feierten wir auf den Loren sitzend mit viel Bier und trieben Scherze vom fahrenden Zug herab mit den Mädchen in
Sichtweite. Wenn der Zug hielt spurteten wir zum Bahnofskiosk und holten neue Getränke. Wenn dann plötzlich der Zug anfuhr rannten wir dem hinterher und hechteten auf die letzte noch erreichbare Lore. Nun mussten wir unter den schaukelnden Wägen hindurch robben, bis wir unsere Wägen wieder erreichten. Heikel war es unter dem immer etwas nässenden Toilettenwagen hindurch zu kommen. So waren wir Bahnakrobaten und hatten eine Riesengaudi auf solchen Touren. |